SZ – Der Mann, der Satelliten wie von Geisterhand bewegen will

Lutz May, Chef von Tomorrow’s Motion in Starnberg, entwickelt einen Antrieb, der Satelliten nur mit Strom und Magnetfeldern antreiben soll. (Foto: Dieter Sürig)

Ein Ingenieur behauptet, Satelliten nur mit Magnetkraft und Solarstrom fliegen lassen zu können, ohne klimaschädliche Treibstoffe. Oder sind die Pläne doch zu hochfliegend?

Von Dieter Sürig, Starnberg

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/raumfahrt-satelliten-esa-li.3233832

Normalerweise brauchen Satelliten Treibstoff, um sich bewegen und navigieren zu können. Auch solche mit elektrischem Motor. Der Ingenieur Lutz May will nun aber einen Antrieb erfunden haben, der nur Sonnenenergie und die Kraft des irdischen Magnetfeldes benötigt. Würde das funktionieren, hätte das viele Vorteile: Satelliten könnten länger genutzt werden, hätten keine mechanischen Antriebsteile, kein Triebwerk, keine giftigen Treibstoffe, Starts wären günstiger, weil Gewicht wegfällt – und: Satelliten könnten am Ende ihrer Lebenszeit schneller zum Verglühen gebracht werden, anstatt lange als Weltraumschrott herumzufliegen.

Wer Lutz May und seine Firma Tomorrow’s Motion im Starnberger Gewerbegebiet besucht, findet im dritten Stock eher ein großes Versuchslabor vor, als ein Büro. Der Übergang von den Schreibtischen zu den Versuchsapparaturen ist fließend: Installationen, Technik, kleine Boote für Tests auf dem Wasser. May lässt keinen Zweifel daran, was in diesen Räumen passiert ist: „Wir glauben, dass wir einen revolutionären Antrieb erfunden haben, der ohne bewegliche Teile auskommt“, sagt er. Düsen, Propeller, Schiffsschrauben – die übliche Mechanik fehlt.


May ist die Ruhe selbst und versucht, seine Erfindung in wohlgesetzten Worten zu erklären. Wie kann das also gehen? Satelliten ohne chemischen Treibstoff zu bewegen?
„Mit unserem Tomo-Antrieb können wir aus elektrischer Energie eine mechanische Bewegung erzeugen, ohne dass mechanisch bewegliche Komponenten dazu benötigt werden“, sagt er.


Diese Illustration zeigt einen Satelliten mit einem Antrieb von Tomorrow’s Motion, der ohne chemische Treibstoffe auskommen soll. (Foto: Tomorrow’s Motion)

Er nimmt eine Spule in die Hand, die an einen Satelliten montiert werden könnte: Viel Elektronik, um die sich Aluminiumdraht windet, um ein künstliches Magnetfeld zu erzeugen. „Wenn wir eine Luftspule nehmen und diese im Erdmagnetfeld bestromen, dann erzeugt die Spule ein Drehmoment, das das Objekt dazu zwingt, sich zu drehen“, sagt er. Grund: Die Spule möchte sich in der Nord-Süd-Achse des Erdmagnetfeldes ausrichten. Daran hindert sie jedoch die Trägheit des Objektes, da die Spule nicht zentral platziert werde. Spule und Objekt machen eine Bewegung nach vorn. Bei zwei Spulen, die nacheinander mit Strom betrieben werden, gebe es wechselseitige Drehungen, aber letztlich eine schrittweise Vorwärtsbewegung. „Wir nennen das den Pinguin-Walk“, sagt May. Möglich mache das die Interaktion zwischen künstlichen Magnetfeldern und dem Erdmagnetfeld. Um einen Satelliten dreidimensional frei bewegen zu können, sei eine dritte Spule nötig. Der Antrieb soll bis auf 36 000 Kilometern Höhe funktionieren.  Weiter entfernt werde das Erdmagnetfeld zu schwach.

Eine Installation neben seinem Schreibtisch kann helfen, die Physik des Zusammenspiels der Magnetfelder zumindest zu erahnen. In dem zweieinhalb Meter hohen Gestell hängen zwei Spulen, die May per PC steuert. Sobald die Spulen unter Strom stehen, bewegen sie sich unter dem Einfluss von Magnetfeldern, wechseln die Richtung, nur ein leises Summen ist zu vernehmen.

Im Nebenraum setzt May ein kleines Boot mit zwei Spulen in ein Testbecken, um es im Viereck fahren zu lassen. „Damit beweisen wir, dass man mit dem Tomo-Antrieb in alle Richtungen auf dem Wasser fahren kann.“ Er gibt dem Computerprogramm Anweisungen. Das Boot fährt los, wechselt immer wieder die Richtung – ohne Schiffsschraube und Steuerruder gleitet es durch das Wasser. Im Wechselspiel mit den Magnetfeldern überwindet es einen Millimeter pro Sekunde. „Wenn Sie im Weltraum pro Sekunde um einen Millimeter schneller werden, erreichen Sie nach einem Tag die Geschwindigkeit von 311 Stundenkilometern“, sagt May. Er spricht davon, dass er mit weniger Antriebskraft, „als eine Fliege mit einem Flügelschlag erzeugt“, angefangen habe. Dies habe sein Team alle drei Monate verdoppelt.


Testboot mit zwei Luftspulen in Mays Labor, um das Zusammenspiel von Magnetfeldern zu demonstrieren.

May nennt seine patentierte Technik Generic magnetic propulsion (GMP), magnetisch basierte Antriebstechnologie. Im Grunde ein Zufallsprodukt, denn er hat erst einen Antrieb entwickelt, der nur mit Energie und selbst erzeugten Magnetfeldern arbeitet und im Erdmagnetfeld gar nicht funktioniert. May will später daran weiterarbeiten – für Reisen zwischen den Planeten. „Diese Technologie ist dazu geeignet, interstellar zu reisen“, sagt er. „Damit können Sie im Weltraum, wohin Sie wollen, solange Sie genügend Energie haben.“

May überschreitet mit solchen Ankündigungen für manche nicht nur die Grenzen der Vorstellungskraft, sondern auch die der, nun ja, Seriosität. Er weiß das, wird auf Messen mit skeptischen Physikern konfrontiert. „Wir hören immer wieder, das kann doch nicht funktionieren, oder sonst hätte es schon jemand anderes erfunden.“ Doch der Diplomingenieur für Physik und Elektronik macht nicht den Eindruck eines Spinners. Er hat sein Geld als Manager in der Halbleiterindustrie verdient, Firmen gegründet, zahlreiche Patente angemeldet und unter anderem für Formel-1-Wagen einen Drehmomentsensor entwickelt.

Manche Physiker zweifeln an der Idee

Nun also der Antrieb, der nicht nur die Raumfahrt verändern könnte. Es habe sich „eine Tür geöffnet, wo zuvor nicht einmal eine Wand vermutet wurde“, sagt er pathetisch. Die GMP-Technik kann bereits für Seebojen genutzt werden, die eigenständig einen Regatta-Kurs auf einem See abgrenzen. Es gebe auch Experimente mit Objekten auf Rädern. Die erzielten Antriebskräfte seien aber noch so gering, dass es wohl noch Jahre dauern werde, bevor sie auf die Straße kommen.

May hat seit Gründung 2019 bereits Erfolge verbucht, erhielt Fördergeld vom bayerischen Wirtschaftsministerium, kooperierte mit der europäischen Raumfahrtagentur Esa. „Das könnte schon ein Gamechanger werden, wenn das funktioniert“, sagt Siegbert Martin, Technikvorstand bei der Airbus-Tochter Tesat, die unter anderem Laserterminals für Satelliten baut. „Es hat mich am meisten an dieser Idee fasziniert, dass man neben Elektronik und Spule eigentlich gar nichts braucht“, sagt er. „Damit können Sie Satelliten beschleunigen oder abbremsen oder steuern. Das macht die Sache so genial einfach.“ Da Tesat keine Antriebe baut, hat Martin Gespräche mit der Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und einem Hersteller von Kleinsatelliten (Cubesats) vermittelt. „Wenn Sie einen Antrieb für Cubesats haben wollen, dann haben Sie mit Chemikalien zu tun, das ist sehr komplex“, sagt Martin. „Und mit dieser Technologie könnten Sie das Ganze auf eine Elektronik vereinfachen.“

Professor Ulrich Walter vom Lehrstuhl für Astrodynamik der TU München ist da skeptischer. Die Spulen-Technologie könne zwar im Dipolfeld der Erde „an geeigneten Positionen im Erdorbit zu einer extrem leichten linearen Beschleunigung führen“ – sollte es diese überhaupt geben. Allerdings müsse der Satellit „unweigerlich rotieren“. Dies sei nicht praktikabel, da beispielsweise Erdbeobachtungssatelliten eine feste Ausrichtung haben müssten. Er verweist zudem darauf, dass das Konzept auf stromdurchflossenen Spulen basiere. Schon jetzt würden viele kleine Satelliten per Magnetspule die Wechselwirkung mit dem Erdmagnetfeld ausnutzen, um die Orientierung zu ändern.

Also nicht Neues? „Ja, der Satellit verdreht sich im absoluten Sinne, aber nicht wirklich“, argumentiert dagegen May. Dies sei mit dem bloßen Auge gar nicht erkennbar. Die von Walter genannte Technologie mit Magnetspulen werde etwa bei elektrischen Ionen-Antrieben genutzt. Die Antriebsleistung seiner Erfindung sei aber „mindestens um das Zehnfache effizienter“. Zudem brauche er weniger elektrische Leistung als ein Ionen-Triebwerk, keinen Treibstoff und sei deutlich leichter. Letztlich steige die Beschleunigung mit der Größe des Antriebs.

In zwei Jahren will May seinen Antrieb im All testen

Der Gründer lässt sich nicht beirren. „Einen ersten Test im All planen wir für etwa Anfang 2027“, sagt er. Ein Partnerunternehmen soll dann einen Kleinsatelliten mit dem Antrieb von May ausstatten. „Während der Satellit einmal in 90 Minuten um die Erde fliegt, können wir zweimal bis zu zehn Minuten lang einen Antrieb erzeugen. Damit können wir den Satelliten auf seiner Umlaufbahn halten oder auf eine andere Umlaufbahn bringen.“

May finanziert die Entwicklung mit privatem Geld und aus Fördermitteln. Auf einer Internetplattform wirbt er um Investoren, eine Finanzierungsrunde könnte in zwei Jahren folgen. Die Antriebe will die Firma nicht selbst herstellen. Die Freigabe für den Weltraum sei sehr aufwendig und teuer. Deshalb plant er, Lizenzen zu vergeben.

Propellant-Free Space Propulsion Enhanced by Fusion Superconductors

Tomorrow’s Motion GmbH (TOMO) is developing a propulsion technology that aims to change how satellites move in space. Rather than relying on chemical propellants, the system employs electromagnetic principles to generate thrust using only electric power. This innovation significantly reduces satellite weight and prolongs operational lifetime by eliminating the risk of “running out” of fuel. It also offers an effective way to deorbit satellites at end of life.

Working in collaboration with Vision-Elektrik, TOMO has explored integrating high-temperature superconductive inductors—familiar from fusion research—into its propulsion drive. These inductors, cooled to achieve near-zero electrical resistance, drastically enhance thrust performance while substantially lowering power consumption. A custom-developed power supply, capable of delivering up to 500 A at just 0.5–2 V, provides the precise current needed to energise the superconductors. This same supply concept has direct relevance for other superconducting applications in fusion research, where stable high-current, low-voltage drivers are key for advanced magnet systems.

In a recent test phase, the team achieved a 26-fold improvement in thrust performance, with indications that up to a 60-fold increase is feasible. Looking ahead, TOMO plans to refine the design further, aiming for a 100-fold thrust boost and crossing the 1-newton propulsion force threshold with a unit weighing under 10 kilograms. Significantly, the propulsion technology is slated for in-space testing in about two years, marking a major milestone toward commercial satellite deployment.

By applying high-temperature superconducting technologies already central to fusion research, TOMO’s project underscores the powerful synergy between space exploration and fusion science. Such technology transfer demonstrates how improvements in superconductor power supply and magnet design can accelerate innovations in multiple fields.

EUROfusion receives funding from the European Commission under Grant Agreement No. 101052200.

Complete TOMO Satellite Propulsion Drive


Complete TOMO Satellite Propulsion Drive using standard air coils. The rechargeable battery is not shown in the picture.

tomo-High Temperature Superconductive Air-Coil


High Temperature Superconductive Air-Coil with the rechargeable high current (>300 A) supply module.

SZ – Elektrische Triebwerke für Satelliten

Lutz May Starnberger Start-up Tomorrow's Motion mit Modell für elektrischen Satellitenantrieb im Weltraum testen

Foto: Franz Xaver Fuchs

Mit alternativen Antrieben beschäftigt sich die Tomorrow’s Motion GmbH in Starnberg. Gegründet wurde sie von Lutz May, der mittlerweile 350 Patente besitzt.

Dieses Start-up will den Verkehr im Weltraum revolutionieren

Die Starnberger Firma Tomorrow’s Motion glaubt einen nachhaltigen Weg gefunden zu haben, um Satelliten ganz ohne fossile Treibstoffe durch den Weltraum zu steuern. Schon in den nächsten zwei Jahren möchte Geschäftsführer Lutz May den elektrischen Satellitenantrieb im Weltraum testen.

Von Amelie Kaiser, Starnberg

Nachhaltigkeit ist heutzutage aus kaum einem Lebensbereich mehr wegzudenken. Allseits wird davon gesprochen, auch in der Forschung. Das Starnberger Start-up Tomorrow’s Motion hat sich ebenfalls die Frage mit der Nachhaltigkeit gestellt und dabei einen Antrieb für Satelliten entwickelt, der völlig elektrisch ist, keinerlei fossilen Treibstoff benötigt und – nach eigener Aussage – auf diese Weise nachhaltige Mobilität ermöglicht.

Das Start-up wurde 2019 von Lutz May in Starnberg gegründet und ist ein Forschungs- und Entwicklungsunternehmen für Antriebstechnologien. Laut Geschäftsführer May ist Tomorrow’s Motion bislang das einzige Unternehmen, das an einem komplett elektrischen Antrieb für Satelliten ohne bewegliche Motorteile arbeitet. „So einen Antrieb wie wir ihn haben, haben wir nirgendwo gesehen“, sagt May. Der Geschäftsführer trägt eine dunkelblaue Kappe mit der Aufschrift „TOMO“. Er passt nicht in das Stereotyp eines chaotischen Tüftlers. Im Gegenteil: Mit großer Leidenschaft spricht er langsam und überlegt von seiner Erfindung.

In den Räumen der Firma ist es eng: Im Hauptzimmer steht ein langer Besprechungstisch, die Wand hängt voller Patent-Urkunden und – direkt im Eingangsbereich – steht die Antriebserfindung. Sie sieht kompliziert aus: zwei schwarze Drahtspulen, eine grüne Leiterplatte, Energiespeicher in Form von Batterien und ein paar Verbindungskabel hängen an einer Metallleiste. Das ungeschulte Auge erkennt auf den ersten Blick wohl nicht, dass es sich dabei um ein Antriebssystem handelt. Optisch erinnern die sogenannten Luftspulen an Hula-Hoop-Reifen. In den vergangenen fünf Jahren haben Geschäftsführer Lutz May und sein vierköpfiges Team an der Antriebstechnologie getüftelt, die sie heute den „Tomo-Antrieb“ nennen. Eine weitere Bezeichnung für die Technologie ist der „GMP-Antrieb“, was für „Generic Magnetic Propulsion“ steht.

Auf die Idee für den vollelektrischen Satellitenantrieb kam May bereits während seines Physik- und Elektronikstudiums. Damals fehlten ihm aber noch finanzielle Mittel, Zeit und effiziente Energiespeicher, um die Idee umzusetzen. May denkt groß. Er beschreibt die Entwicklung als „revolutionär“, sie habe das Potenzial, herkömmliche Satellitenantriebe zu verdrängen. Warum? Der Tomo-Antrieb wandelt elektrische Energie in Vortrieb um. Er läuft ohne bewegliche Triebwerksteile wie beispielsweise rotierende Achsen oder Räder, das macht ihn wartungsfrei. Außerdem benötigt er lediglich elektrischen Strom und keinerlei fossilen Treibstoff, das macht ihn langlebig.

Foto: Franz Xaver Fuchs

Entwicklungsleiter Christian Leitoch setzt den Prototyp für die Vorführung des Antriebs in ein Wasserbecken.

Ein herkömmliches Ionen-Triebwerk für die Fortbewegung von Raumfahrzeugen unterscheidet sich von der Starnberger Erfindung: Der Tomo-Antrieb sei allein zehn bis 20 Prozent kosteneffizienter in der Herstellung, sagt May. Außerdem benötigt ein Ionen-Triebwerk Gas. Der Tomo-Antrieb hingegen braucht weder Benzin noch Gas oder Edelgas, nur elektrische Energie. Das ermöglicht eine nahezu unbegrenzte Nutzungsdauer, da kein Treibstoff nachgefüllt werden muss. Dementsprechend könnten durch den Tomo-Antrieb Satellitenabstürze und damit die Freisetzung von Giftstoffen vermieden werden, schildert May. Ein herkömmlich betriebener Satellit werde nach dem Aufbrauchen des Treibstoffs zu Schrott, erklärt er. Der voll elektrische Tomo-Antrieb produziere keinen Abfall oder Verschleiß. Das reduziere die Umweltbelastung, erklärt der Geschäftsführer. Tomorrow’s Motion bezeichnet die Entwicklung folglich als „umweltbewusste Alternative zu herkömmlichen Antriebstechnologien“.

Theoretisch können Autos mit dem Antrieb fliegen

Einsetzen kann man den Tomo-Antrieb prinzipiell überall, wo Schubkraft benötigt wird. Die patentierte Technologie kann heute auch schon verwendet werden, sofern wenig Schubkraft erforderlich ist. Außerdem bestimmt die Größe der Luftspulen, wie viel Antriebs-kraft entsteht. Sie können die Größe eines Mobiltelefons, aber auch eines Schulbusses haben. Bisher können durch die Technologie der Tomorrow’s Motion GmbH Objekte angetrieben werden, die zwei bis drei Kilogramm wiegen. So könnten beispielsweise schwimmende Überwachungs- und Messfahrzeuge durch den Antrieb bewegt werden, schildert May. Theoretisch könnten durch den Tomo-Antrieb sogar Autos fliegen. Diese wiegen allerdings bis zu zwei Tonnen, deshalb werde das vermutlich noch lange dauern, schätzt May.

Das klingt alles sehr theoretisch, wie sieht es also in der Praxis aus? May führt den Antrieb vor: Konzentriert blickt er auf das Dashboard seines Bildschirms, um den korrekten Befehl für den Antrieb auszuführen. Mit einem Mausklick fängt das Konstrukt samt Spulen, Batterien und Kabeln an, sich zu drehen. Der Tomo-Antrieb erzeuge künstliche Magnetfelder, sagt May. Diese interagieren dann mit dem Erdmagnetfeld. Wechselt May den Befehl, fängt das Konstrukt an zu schwingen. Auch auf Wasser führt May den Antrieb anhand eines Prototyps, der optisch an einen Katamaran erinnert, vor. In ein kleines Wasserbecken platzieren May und Entwicklungsleiter Christian Leitoch den Prototyp, auf dem der Antrieb montiert ist. Keine Schiffsschraube, kein Steuerruder, nur ein paar Klicks am Bildschirm und der Katamaran setzt sich in Bewegung. Ohne sich drehen oder wenden zu müssen, bewegt sich das Objekt mit einem leisen Surren nach vorn, nach hinten und zur Seite.

Foto: Franz Xaver Fuchs

Im Wasserbecken führen die Mitarbeiter der Tomorrow’s Motion GmbH den Antrieb anhand eines Prototyps vor.

„Mit dieser Antriebstechnologie haben wir absolutes Neuland betreten“, sagt May. Daher gebe es auch Skeptiker, die nicht glauben, dass der Tomo-Antrieb im Weltraum überhaupt funktionieren kann. „Wenn es funktionieren würde, hätte es schon jemand erfunden“, mussten sich May und sein Team vielfach anhören. Inzwischen haben aber erste Kunden Interesse an dem Antrieb angemeldet: Es sollen zwei große Player in der deutschen Satellitenbranche sein. Wer sie genau sind, verrät May bislang nicht.

Finanziert wird Tomorrow’s Motion derzeit rein privat. Staatliche Förderung wäre extrem wichtig, sagt May, ein Antrag sei aber mit hohem bürokratischem Aufwand verbunden. Die Firma hat deshalb eine Investitionsmöglichkeit aufgelegt: Jeder kann mit einem Startbetrag von 100 Euro die Weiterentwicklung des Antriebs unterstützen. In zehn Jahren soll der Umsatz bei 50 bis 80 Millionen Euro liegen. Selbst herstellen will Tomorrow’s Motion die Antriebe nicht. Für ihren Geschäftsplan möchte die Firma Nachbaulizenzen an Hersteller vergeben. May und sein Team sind ausschließlich auf die Entwicklung des Antriebs spezialisiert.

Vorerst ist die Starnberger Firma mit dem Tomo-Antrieb und der Weiterentwicklung der nachhaltigen Technologie voll ausgelastet. In den nächsten zwei Jahren möchte das Start-up die Entwicklungsarbeiten abschließen und den Antrieb an fliegenden Objekten im Weltraum testen, zum Beispiel an HAP-Satelliten. Dabei handelt es sich um Ballons, die für Telekommunikation eingesetzt werden. Sie ruhen auf der obersten Schicht der Atmosphäre und drehen sich mit der Erde. Damit möchte die Tomorrow’s Motion GmbH ihre Skeptiker vom Gegenteil überzeugen. „Unser primärer Fokus liegt darauf zu beweisen, dass diese Technologie auch im erdnahen Weltraum funktioniert“, so May.

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Innovation in Bewegung.

Der revolutionäre GMP-Antrieb von Tomorrow’s Motion.

Tomorrow’s Motion (TOMO) setzt mit dem bahnbrechenden GMP (Generic Magnetic Propulsion) Antrieb neue Maßstäbe. Die Technologie-Demonstratoren zeigen, wie Wasserfahrzeuge, schwebende Objekte und schienengebundene Fahrzeuge künftig bewegt werden können – effizient, innovativ und zukunftsweisend.

TOMO demonstriert GMP-Antrieb in Aktion

TOMO setzt verschiedene Technologiedemonstratoren ein, um die Leistungsfähigkeit des GMP-Antriebs zu veranschaulichen. Aufgrund der noch geringen Antriebskraft eignen sich besonders Wasserfahrzeuge und schwebende Objekte. Insgesamt stehen vier Antriebsvarianten zur Verfügung, von denen die meisten auf dem innovativen TOMO-Penguin Walk basieren.

Effizienz und Zukunftspotenzial des TOMO-Antriebs

Mit einer stabilen elektrischen Versorgung können mittel-schwere Wasserfahrzeuge mit dem TOMO-Antrieb täglich 10 bis 30 Kilometer zurücklegen. Dank neuester Entwicklungen strebt TOMO eine Verzehnfachung der Antriebskraft an. Die Tests erfolgen zunächst in firmeneigenen Wasserbecken – mit dem Starnberger See als nächster Erprobungsstätte.

Zukunftsvisionen

Ein besonders ambitioniertes Projekt ist der Bau eines Klein-Satelliten, der übernächstes Jahr im Weltraum getestet werden soll. In Zusammenarbeit mit drei Partnerunternehmen entwickelt TOMO ein Konzept, um mehrere Antriebsvarianten parallel zu erproben – und so die Erfolgschancen dieser bahnbrechenden Technologie zu maximieren.

Präzision und Kontrolle

Alle Technologiedemonstratoren mit GMP-Antrieb lassen sich präzise steuern – mit Ausnahme schienengebundener Testobjekte, deren Richtung durch die Schienen vorgegeben ist.

Entdecken Sie die wegweisende Antriebstechnologie von Tomorrow’s Motion GmbH und erleben Sie die Zukunft der Fortbewegung schon heute!

Fortbewegung ohne Abfälle und Emissionen?

Mobilität der Zukunft

Herkömmliche Antriebe verbrauchen knappe Rohstoffe und setzen schädliche Emissionen frei. Weltweit basiert unsere Mobilität auf endlichen Ressourcen, die oft umweltschädlich gewonnen werden.

Ein nachhaltiges Gegenbeispiel ist das Segeln: Es nutzt den Wind als saubere Energiequelle, ohne Abfälle oder Emissionen. Nach diesem Prinzip funktioniert auch der GMP-Antrieb (Generic Magnetic Propulsion) von TOMO. Die Antriebseinheit erfordert nur minimale Ressourcen in der Herstellung und wird mit Sonnenenergie betrieben. Zudem ist sie wartungsfrei, langlebig und völlig emissionsfrei – ein nahezu perfekter Antrieb.

Tomorrow’s Motion vermeidet Kollisionen im All

Satelliten im Weltraum Tomorrow's Motion vermeidet Kollisionen im All

Bildinfo: Aktive Satelliten und Weltraumschrott

In den Umlaufbahnen um die Erde befindet sich neben aktiven Satelliten auch sehr viel Weltraumschrott. Schrottteile ausgedienter Satelliten, Raketenoberstufen sowie Fragmente durch Kollisionen sind eine Gefahr für die Raumfahrt.

Credit: ESA

Wie ein Satelliten-Ausfall unser Leben lahmlegen könnte

Satelliten im Weltraum sind für uns von entscheidender Bedeutung, doch nur wenigen ist die volle Tragweite ihrer Wichtigkeit wirklich bewusst. Was würde passieren, wenn durch einen unglücklichen Vorfall ein Teil dieser technischen Meisterwerke ausfallen würde?

Dr. Walther Pelzer, Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), warnt: „Ohne zuverlässige Satellitendaten würde uns ein Chaos drohen. Der weltweite Transport von Personen und Gütern – ob zu Land, auf Wasser oder in der Luft – wäre stark beeinträchtigt. Auch die Synchronisierung unserer zunehmend dezentralen Energieversorgung wäre unmöglich. Ohne die präzisen Zeitsignale der Satelliten würden ganze Stromnetze ins Wanken geraten.“

Die Auswirkungen eines Satellitenausfalls wären gravierend:

  • Wettervorhersagen könnten nicht mehr getroffen werden.
  • Ernteprognosen wären nicht mehr möglich.
  • Geldabhebungen am Automaten wären ohne Zeitsynchronisation unmöglich.
  • Navigationssysteme könnten teilweise oder sogar komplett ausfallen.

Bei TOMO arbeiten wir an der Weiterentwicklung des TOMO-GMP-Antriebs, der künftig als Satellitenantrieb eingesetzt werden soll. Dieser innovative Antrieb verdoppelt nicht nur die Nutzungsdauer eines Satelliten, sondern sorgt auch dafür, dass er sicher in die Erdatmosphäre zurückgeführt werden kann. So verhindern wir den gefürchteten Satellitenschrott-Unfall und seine potenziell katastrophalen Folgen.